Treble Bleed - was ist das und wofür wird es eingesetzt?
Eingangspegel und Overdrive
Alte Vintage-Gitarrenamps ohne Mastervolume-Regler und deine Gitarre haben eine Eigenschaft gemeinsam: Mit ihrem jeweiligen Lautstärkeregler kann man - neben der Lautstärke an sich - in Abhängigkeit von der Lautstärke auch den Grad der Verzerrung steuern. Sowohl das Volume-Poti an der Gitarre als auch der Lautstärkeregler des Vintage-Amps bestimmen nämlich, wie hoch der Pegel ist, der in die Vorstufe geschickt wird. Je höher der Pegel, um so größer die Übersteuerung (Overdrive).
Umgekehrt bedeutet das, dass man durch Zurückregeln der Eingangslautstärke mit einem Amp ohne Master bzw. ohne dezidierten Gain-Regler einen cleanen Sound realisieren kann. Problem: Da beim Zurückregeln auch die Höhen zurück genommen werden, wird der Sound hierbei schnell dumpf.
Bright Caps
Aus diesem Grund verfügen die Lautstärkeregler einiger Vintage-Amps über sogenannte "Bright Caps", die wie ein Hochpassfilter wirken, indem sie dafür sorgen, dass alle Frequenzen oberhalb eines bestimmten Punktes den Lautstärkeregler umgehen. Da diese hohen Frequenzanteile bereits sehr früh im Regelweg des Potis mit voller Lautstärke anliegen, bleiben sie beim Zurückdrehen des Reglers nahezu komplett erhalten. Dadurch wird es möglich, bei Amps ohne Master-Volume-Funktion durch einen relativ niedrig eingestellten Lautstärkeregler Cleansounds zu erzeugen, die trotzdem noch über perlige Höhen verfügen.
Viele Vintage-Verstärker verwenden Bright Caps. Der Blackface Fender Deluxe, der Marshall JTM45 und der "Brilliant"-Kanal des Vox AC30 sind nur drei Beispiele dafür. Aber auch moderne Amps wie der BluGuitar AMP1 Mercury Edition bedienen sich dieses traditionellen Konzepts.
Heute: Overdrive Pedals und Gain-Regler
Die Amps von damals wurden nicht als Overdrive-Pedal-Plattform entwickelt - wenn man Overdrive wollte, drehte man den Verstärker einfach auf (siehe oben: viel Pegel bedeutete viel Overdrive). Heute, wo viele Spieler lieber ein Overdrive-Pedal vor einen cleanen Amp schalten, um aus einem Einkanaler einen Zweikanaler mit Clean und Overdrive zu machen, kann ein Bright Cap dazu führen, dass die hochfrequenten Obertöne des Overdrive-Pedals unschön klingen. Der Sound wird ingesamt dünn und kratzig. In diesem Fall empfiehlt sich bei Vintage-Amps der “LOW”-Input und beim AMP1 Mercury Edition der Low Gain Mode.
Treble Bleed
Die "Treble Bleed"-Schaltungen an den Volume-Potis mancher Gitarren folgen genau demselben Prinzip wie Bright Caps: Durch einen eingelöteten Kondensator bleiben die Höhenanteile des Signals beim Zurückregeln des Potis erhalten.
So kann man mit Hilfe des Volume-Potis der Gitarre aus einem verzerrten Amp-Kanal einen Cleansound mit perligen Höhen herauskitzeln. Der Sound wird dabei nicht mupfig und dumpf, sondern er bleibt seidig. Man erhält auf diese Weise ein sehr spezielles Höhenspektrum - ganz anders als bei einem Cleansound mit voll aufgefrehtem Volume-Poti.
Der Treble Bleed-Kondensator ist eine der vielen Modifikationen, die Thomas Blug an seiner '61er Strat vorgenommen hat. Selbstverständlich kommt daher auch die BluGuitar '61 Masterbuilt mit Treble Bleed: Welchen Wert hat der Treble Bleed-Kondensator im Volume-Poti der '61 Masterbuilt?