Basiswissen zum Thema “Hall” (Reverb)
Der älteste natürliche Effekt den wir haben ist der Hall.
Wir setzen ihn ein, um die natürlichen Schallreflexionen in physischen Räumen, Hallen oder Kammern zu imitieren. Doch die kreativen Potenziale des Halleffekts können erheblich erweitert werden, wenn er in Verbindung mit anderen Effekten genutzt wird und so die Schaffung fesselnder Klanglandschaften ermöglicht.
Indem wir Parameter wie Nachhallzeit, Vordelay und Diffusion justieren, können wir die Größe und den Charakter des virtuellen Raums manipulieren, in dem der Klang zu schweben scheint. Zum Beispiel kann ein grobkörniger Federhall einem Gitarrenriff einen Vintage-Touch verleihen oder ein schimmernder granularer Hall ein Synthesizer-Pad in funkelnde, kristalline Reflexionen hüllen.
Natürlicher Hall besteht aus drei Elementen:
1. Direkter Klang: Er erreicht die Ohren ohne Reflexionen von Oberflächen.
2. Frühe Reflexionen: Sie treten kurz nach dem direkten Klang auf und beeinflussen Weite, Lokalisierung und Raumcharakter.
3. Hall: Die vereinheitlichten Spätreflexionen erzeugen den lang anhaltenden Abklang. Die Intensität nimmt dabei allmählich ab, abhängig von Raumgröße, Materialien und Behandlung. Digitale Hall-Effekte bieten Möglichkeiten, die in der realen Welt nicht möglich sind.
Geschichte:
Der Hall-Effekt gehört zu den ältesten Gitarreneffekten und wurde bereits in den 60er Jahren als Federhall in Verstärkern wie denen von Fender eingesetzt. Früher beschränkten sich die Regelmöglichkeiten des Federhalls nur auf einen Intensitätsregler, ohne Einstellungsmöglichkeiten für Raumgröße oder Nachhalldauer. Heutzutage nutzen Gitarristen digitale Hallpedale in Studioqualität als Bodentreter, um den beliebten Halleffekt in ihr Gitarrenspiel zu integrieren.
Wie erfolgt die Funktionsweise eines Hall-Effekts?
Für Gitarristen der 1950er-Jahre war Hall ein Phänomen, das ausschließlich durch den akustischen Raum erzeugt wurde, in dem gespielt wurde.
Im Studio wurde Hall nur durch aufwändige Verfahren erzeugt. Entweder musste man einen großen Raum nutzen, um die benötigten Reflexionen zu erhalten, oder man schickte das Signal in eine Echo Chamber – einen Raum mit steinernen Wänden, in dem ein Lautsprecher in einer Ecke platziert war.
Durch die Verwendung eines oder mehrerer Mikrofone in einem deutlichen Abstand zum Lautsprecher wurde das Signal erfasst, inklusive der entstehenden Hallreflexionen.
Auch ein Platten-Hall war damals nicht mobil: Ein elektronischer Wandler übertrug das Signal auf eine Metallplatte, die dadurch zum Schwingen gebracht wurde. Anschließend wurde das elektromagnetische Signal von einem Tonabnehmer in ein Audiosignal umgewandelt, das dann mit dem Originalsignal gemischt wurde.
Die Hallspirale, zuerst in Hammond-Orgeln verwendet und später in der tragbaren Fender Reverb Unit von 1961 integriert, brachte eine bequeme Lösung. Die Funktionsweise einer Hallspirale ähnelt der eines Plattenhalls:
Das Gitarrensignal wird durch einen Wandler in die Hallspirale geschickt, die durch das Anschlagssignal in Vibration versetzt wird. Am Ende der Hallspirale wird das verarbeitete Signal abgegriffen und dem Originalsound beigemischt.
Es gibt verschiedene Arten von Hall-Effekten, die sich sowohl in analoge und digitale Reverbs als auch in verschiedene Modi oder Typen von Klangarten unterteilen lassen. Diese Unterscheidungen lassen sich auf die Herstellung und Technologie der Effektgeräte zurückführen.
Jeder der grundlegenden Reverb-Modi kann entweder analog erzeugt oder digital nachgebildet werden. Dadurch entsteht eine Vielzahl von Klangfarben, die es zu unterscheiden gilt.
Beginnend mit dem klassischen Raum-Reverb oder Raumhall: Die analoge oder natürliche Version dieses Effekts entsteht durch einfache räumliche Klangreflexionen. Spezielle Echo Chambers sind für diese Art der Klangerzeugung konzipiert.
Digitale Reverb-Pedale reproduzieren diesen Klang mithilfe digitaler Schaltkreise, die Raum-Reflexionen mittels Echo-Algorithmen nachempfinden. Sie ähneln dabei digitalen Delay-Effekten.
Ein Feder-Reverb oder Federhall wird analog durch eine Hallspirale erzeugt, wie er beispielsweise im klassischen Sound der Fender Reverb Unit zu hören ist. Digitale Pedale versuchen auch diesen Hall künstlich zu emulieren.
Ein Plate-Reverb oder Plattenhall entsteht durch Schwingungen von Metallplatten und wird wie andere Hallarten durch digitale Schaltungen simuliert.
Ein Shimmer-Reverb bezeichnet einen Hall-Effekt, bei dem in der Regel eine hohe Oktave hinzugefügt wird, um einen "schimmernden", engelsgleichen Klang zu erzeugen. In den letzten zehn Jahren hat dieser Effekt vor allem in den Genres Ambient, Indie und Post-Rock enorme Popularität erlangt.
Der digitale Hall des AMP1 wurde einem klassischen Federhall nachempfunden. Er eignet sich besonders für traditionelle Cleansounds. Auch beim Üben, speziell mit Kopfhörern, empfiehlt sich etwas Hall.