Der Begriff Negativ-Feedback beschreibt eine Schaltungsoption, die in der Endstufe von Gitarrenverstärkern eingesetzt wird. Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Negativ-Feedback sowie der Grad des Negativ-Feedbacks haben einen enormen Einfluss auf den generellen Sound des Amps, auf den Übergang von clean zu verzerrt und - nicht zuletzt - das Spielgefühl.
Im Wesentlichen bedeutet Negativ-Feedback, dass ein Teil des Signals am Output der Endstufe abgegriffen und zurück zum Eingang der Endstufe geführt wird, wo es dann mit dem ursprünglichen, vom Preamp kommenden Eingangssignal verglichen wird. Wenn es Unterschiede zwischen den beiden Signalen gibt, versucht der Verstärker, diese zu korrigieren. Auf diese Weise wird der Frequenzgang geglättet, wodurch die Endstufe stabiler und linearer arbeitet und der Sound generell cleaner und präziser wird.
Dies funktioniert gut, solange der Signalpegel so gering ist, dass die Endstufe nicht in die Verzerrung geht. Fängt die Endstufe an zu zerren und nichtlinear zu arbeiten, kann das Negativ-Feedback keine Selbstkorrektur mehr durchführen. Die Frequenzgang-Glättung geht verloren, und der Poweramp verzerrt quasi ungehindert.
Eine hohes Maß an Negativ-Feedback führt daher zu mehr Clean Headroom, die Endstufe bleibt mit steigender Lautstärke also länger clean. Ab einem bestimmten Punkt verzerrt sie dann jedoch recht plötzlich relativ stark. Ohne Negativ-Feedback zerrt die Endstufe früher, der Übergang von clean zu verzerrt verläuft jedoch weicher und gleichmäßiger.
Für manche Gitarristen ist die Endstufen-Übersteuerung ohne Negativ-Feedback natürlicher und organischer. Andere hingegen schätzen das präzise Ansprechverhalten einer Endstufe mit Negativ-Feedback sowie die Möglichkeit, nur durch Variation der Anschlagdynamik zwischen cleanen und verzerrten Sounds zu wechseln.